Historie



Wehrführer:

  • 2012 - heute Alexander Kuhl
  • 2006 - 2012 Fred Debus
  • 1997 - 2006 Ulf Pfeiffer
  • 1992 - 1997 Rolf Sude-Reuter
  • 1966 - 1992 Heinrich Weber (Ortsbrandmeister bis 1974)
  • 1955 - 1966 Heinrich Dittmann (Ortsbrandmeister)
  • 1920 - 1955 Heinrich Müller II (Spritzenmeister)
  • ???? - 1920 Heinrich Müller I (Spritzenmeister)
stellv. Wehrführer

  • 2017 - heute Florian Debus
  • 2012 - 2017 Fred Debus
  • 2006 - 2012 Alexander Kuhl
  • 1997 - 2006 Fred Debus
  • 1992 - 1997 Ulf Pfeiffer
  • 1987 - 1992 Karl-Dieter Mankel
  • 1982 - 1987 Hartmut Benner
  • 1966 - 1982 Reinhold Jung
  • 1955 - 1966 ???
  • ???? - 1955 Friedrich Sude



Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über ein Feuerlöschwesen in Rachelshausen stammen aus dem Jahr 1819. In diesem Jahr wurden in einer Inventaraufstellung der Gemeinde Rachelshausen folgende Gerätschaften für die Brandbekämpfung erwähnt: zwei Feuerleitern, zwei Feuerhaken und zwei Feuergabeln.
Des Weiteren sind in der Aufstellung 11 Feuereimer verzeichnet. Der Aufstellung ist außerdem zu entnehmen, dass geplant wurde, ein Leiternhaus zu errichten. Weitere Aufzeichnungen über dieses Leiternhaus finden sich allerdings erst wieder im Jahre 1850.

Im Jahr 1829 wurde eine weitere Feuerleiter von der Gemeinde erworben. 1832 zahlte die Gemeinde Rachelshausen erstmals einen Beitrag zum Unterhalt der Gladenbacher Feuerspritzen, welchen sie ab 1841 jährlich zahlen musste. Die Feuereimer, welche normalerweise aus Leder bestanden und im Leiternhaus untergebracht waren, mussten besonders in den 30er und 40er Jahren des 19. Jh. immer wieder repariert und ausgetauscht werden. In einer Inventarliste des Jahres 1850 werden folgende Gerätschaften erwähnt:
3 Feuerleitern
2 Feuergabeln
2 Feuerhaken
11 Feuereimer
1 Leiternhaus

Dieses hier erwähnte Leiternhaus ist allerdings nicht in jenen Jahren erbaut worden. Somit kann davon ausgegangen werden, dass dieses bereits - wie in 1819 geplant - um 1820 errichtet wurde. Spätestens ab dem Jahr 1852 muss eine Pflichtfeuerwehr in Rachelshausen bestanden haben, da am 4. Dezember 1852 die Löschmannschaft aus Rachelshausen zu einem Brand nach Rüchenbach ausrücken musste. 1858 erwirbt die Gemeinde Rachelshausen vier neue Feuerleitern von 50 Fuß Länge (12,5 Meter!). Am 4. September 1861 rückt die Löschmannschaft zu einem Großbrand nach Endbach aus. Hier wurde der gesamte Ortskern zerstört. 110 Menschen wurden obdachlos. Kinder hatten vermutlich mit Backkohle gespielt. Innerhalb weniger Minuten sollen nach historischer Überlieferung links und rechts der Dorfgasse 18 Hofreiten in hellen Flammen gestanden haben. Zum großen Problem wurde die starke Wärmestrahlung. Neben den Spritzen aus Hartenrod kamen die Gladenbacher, Dauthper und Biedenkopfer Feuerspritzen zum Einsatz. Nur den günstigen Windverhältnissen war es zu verdanken, dass sich das Feuer nicht weiter ausbreiten konnte. Diese Brandkatastrophe löste eine Welle der Hilfsbereitschaft im südlichen Hinterland aus. Auch die jüdische Gemeinde in Gladenbach stellte erhebliche Geld- und Sachmittel zum Wiederaufbau Endbachs zur Verfügung.

1866 werden durch den Rachelshäuser Schmied Werner Reuter drei neue Feuerhacken und zwei neue Feuergabeln angefertigt. Im selben Jahr repariert Johann Jacob Garth die vorhandenen Feuerleitern. 1868 wurden die Feuereimer durch den Sattlermeister Jacob Zinser aus Gladenbach erneut repariert. Der Feuerlöschteich wird 1872 erstmalig erwähnt, als Gottfried Sude aus Rachelshausen diesen reinigt. Laut den Unterlagen hatte man den Feuerlöschteich auch als Wasserbehälter genutzt.

Löschteich und Leiternhaus auf einer Katasterkarte vom Mai 1870

Am 20. März 1873 wird die Löschmannschaft zu einem Brand nach Bottenhorn gerufen. Bereits ein Jahr später, am 27. August 1874, hatte die Löschmannschaft ihren nächsten Einsatz in Holzhausen zu meistern. Die Scheune und Ställe des Holzhäuser Strumpfhändlers brannten komplett ab. Das Wohnhaus konnte gerettet werden.

Hinterländer Anzeiger vom 23. September 1874

Die durch mehrere Einsätze beschädigten Feuerleitern wurden 1879 durch Jacob Garth und Werner Reuter repariert. Am 16. März des darauffolgenden Jahres wird die Löschmannschaft zu einem Brand nach Mornshausen gerufen.

Durch den nicht unerheblichen Beitrag, den die Gemeinde Rachelshausen in den letzten Jahrzehnten zum Unterhalt der Gladenbacher Feuerspritzen leisten musste, beschloss der Gemeinderat auf einer Sitzung des Jahres 1888 eine eigene Feuerspritze anzuschaffen. Da durch den Kauf einer eigenen Feuerspritze kein Beitrag mehr an Gladenbach gezahlt werden musste. Der Vertrag zum Kauf der Feuerspritze zum Preis von 575 Mark wurde am 28. Mai 1888 mit der Firma J. Klee & Sohn in Marburg geschlossen. Die unterzeichnenden Gemeinderatsmitglieder waren: Johannes Käutner, Johann Jost Lang, Jakob Garth, Werner Reuter, Konrad Wege, Adam Müller und der Bürgermeister von Rachelshausen Johann Jost Wege.

Unterschriften des Gemeinderates im Kaufvertrag vom Mai 1888

Zum Kauf der Feuerspritze nahm man ein Darlehn in Höhe von 275 Mark auf, welches bis 1894 zurückgezahlt wurde. Nachdem die Feuerspritze geliefert war, wurde diese vom Kreislandrat und Kreisbauinspektors in Biedenkopf überprüft und abgenommen. Jedes Jahr wurde am dritten Pfingstfeiertag die Funktionstüchtigkeit der Spritze vor der Kirche getestet. Nach erfolgreicher Funktionsprüfung ging es zum Umtrunk, bei dem der Bürgermeister Branntwein ausgeben musste. Ihren ersten Einsatz hatte die neue Feuerspritze vermutlich am 1. Januar 1890 bei einem Brand in der Fabrik des J. Müller in Gladenbach. Im gleichen Jahr wurde ein neues Spritzenhaus für die Feuerspritze errichtet. In den folgenden Jahren war die Feuerspritze bei mehreren Großbränden im Einsatz. So zum Beispiel beim Brand des Hauses Adriansen in Gladenbach am 5. Januar 1900. Bei der Bandbekämpfung waren neben Rachelshausen noch weitere 14 Feuerwehren aus Lohra, Sinkershausen, Frohnhausen, Erdhausen, Damm, Rüchenbach, Weidenhausen, Niederwalgern, Kehna, Mornshausen, Endbach, Hartenrod, Biedenkopf und noch aus einem nicht bekannten Ort im Einsatz. Der Schaden betrug die damals stolze Summe von ca. 200.000 Mark.

Ein weiterer Einsatz war bei einem Brand in Römershausen 1904. Die Alarmierung der Rachelshäuser Spritzenmannschaft erfolgte durch Jost Lenz als "Reitender Feuerbote".

Am 25. Januar 1908 kam es im Dorfzentrum von Rachelshausen zu einem Großbrand, wobei drei Gehöfte (Hinnisch, Öwwischte und Schwermisch) fast komplett abbrannten. Der Hinterländer Anzeiger berichtete am 28. Januar 1908: "In Rachelshausen brannten am Samstag früh 2 Wohnhäuser, 2 Scheunen und 2 Ställe nieder. Das Feuer entstand in der Scheune des Bürgermeisters Wege und verbreitete sich mit solcher Geschwindigkeit, dass die Leute mit Mühe das nötigste retten konnten. Durch das tatkräftige Eingreifen der erschienenen Wehren wurde ein weiteres Umsichgreifen des Feuers verhindert. Über die Entstehungsursache ist nichts bekannt." Der Chronik nach kam es trotz dieses Großbrandes nicht zur Gründung einer Feuerwehr, weil die Männer des Dorfes wenig Zeit hatten. Die meisten arbeiteten im Diabas-Steinbruch oder in der Landwirtschaft. Der Brandschutz wurde durch den Einsatz der Pflichtfeuerwehr gesichert. Aus den Trümmern der abgebrannten Höfe wurde noch im selben Jahr ein neues Leiternhaus neben dem Dorfteich errichtet. Im Leiternhaus waren neben den Feuerleitern und Feuerhaken auch die Ledereimer untergebracht, die jeder Ortsbürger bei seiner Aufnahme in die Ortsbürgerliste stiften musste. Erster bekannter Spritzenmeister war Heinrich Müller I, der dieses Amt bis 1920 innehatte. Dieses Amt übernahm 1920 sein Sohn Heinrich Müller II. Die Spritze wurde ab 1928 im neuen Spritzenhaus, das mit dem neuen Backhaus errichtet wurde, untergestellt. 1935 wurde das Leiternhaus abgerissen und ein neuer Schlauchwagen angeschafft. Im Jahre 1936 wurde der Dorfteich zum Feuerlöschteich umgebaut. In den Sommermonaten wurde der Teich zum Baden genutzt. Der Steinbruch machte Rachelshausen recht wohlhabend; dies war der Grund für die gute Ausstattung der Pflichtfeuerwehr.

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Rachelshausen erfolgte im Jahr 1955, deren erster Ortsbrandmeister Heinrich Dittmann wurde. Die Wehr wurde von der damals noch selbstständigen Gemeinde Rachelshausen großzügig unterstützt. So wurde bereits kurz nach der Gründung der Wehr eine Tragkraftspritze und ein Tragkraftspritzenanhänger angeschafft. 1966 übergab Heinrich Dittmann sein Amt an seinen Schwiegersohn Heinrich Weber. Im darauf folgenden Jahr wurden Uniformen angeschafft. Am 09.11.1968 musste die Wehr ihr ganzes Können unter Beweis stellen, als ein Großbrand die Scheune im Anwesen Reuter in Schutt und Asche legte. Ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbargebäude - wie 1908 - konnte verhindert werden. Bei diesem Einsatz ging die Tragkraftspritze kaputt. 1969 wurde die Tragkraftspritze durch eine neue ersetzt und 1971 wurde die Wehr mit einem modernen Tragkraftspritzenfahrzeug ausgestattet. Leider konnte dieses aus Platzmangel nicht im Spritzenhaus untergestellt werden und musste so unter der Linde auf dem Hof der Familie Garth (Backes) geparkt werden. Einen dramatischen Einsatz erlebte die Wehr in 1971, als zwei Kinder beim Spielen am Löschteich ertranken. 1976 brannte das Rachelshäuser Jagdhaus ab. Im Jahr 1979 konnte die Feuerwehr endlich in das seit 1974 im Bau befindliche Dorfgemeinschaftshaus einziehen. 1984 wurde die Wehr bei einer Hochwasserkatastrophe im Landkreis eingesetzt. In den 1980er Jahren nahm die Wehr an zahlreichen Wettkämpfen teil, bei denen sie oft Pokale gewann. Im Jahr 1991 wurde unter der Leitung von Rolf Sude-Reuter und Fred Debus die Jugendfeuerwehr Rachelshausen gegründet. Der langjährige Wehrführer Heinrich Weber gab 1992 sein Amt in jüngere Hände. Rolf Sude-Reuter wurde sein Nachfolger. Im Jahr 1993 konnte das neue Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wassertank in Betrieb genommen werden. Das Fahrzeug ist bestens für die speziellen Gegebenheiten von Rachelshausen geeignet. Im April 1996 kam es in einem großen Mietshaus im Oberstadtring zu einem Dachstuhlbrand. 1997 trat Ulf Pfeiffer die Nachfolge als Wehrführer von Rolf Sude-Reuter an. Das 10jährige Bestehen der Jugendfeuerwehr wurde 2001 mit einem Gaudiwettkampf gefeiert. In 2002 machten sich die Rentner Horst Debus, Robert Müller und Heinrich Weber daran die alte Feuerspritze von 1888 wieder auf Vordermann zu bringen. Nach vielen Arbeitsstunden wurde sie auf dem Dorffest am 12. August 2002 im Rahmen einer historischen Gemeinschaftsübung mit den Wehren aus Bellnhausen und Kehlnbach eingeweiht. Im Jahr 2006 trat Fred Debus die Nachfolgen von Ulf Pfeifer als Wehrführer an. 2011 übernahm Alexander Kuhl die Wehrführung.

Recherchiert und verfasst von Stefan Debus